Erziehung leichtgemacht

Eine Freundschaft entsteht

Der Tag, an dem Sie Ihren Welpen bekommen werden, ist für Sie natürlich ein Freudentag. Bestimmt haben Sie sich schon länger mit der Anschaffung befasst und sich auch darauf vorbereitet. Bei aller Vorfreude übersieht man leicht, dass der Welpe diesen Tag ganz anders empfinden wird. Er wird aus seiner bisherigen Umgebung gerissen und er muss Abschied nehmen von seinem bekannten Zuhause, seinen Menschen und vor allem von seinen Geschwistern und der Mama. Für Ihren kleinen Hovawart ist dieser Tag der Start in ein völlig neues, unbekanntes Leben und es gibt für ihn vieles zu lernen. Wenn alles gut geht, ist es der Beginn einer langen Freundschaft zwischen Ihnen und dem Hund.

 

Was sollte Ihr Welpe alles lernen?
Die Natur macht es Ihnen prinzipiell recht leicht - denn Welpen lernen sehr schnell und nehmen alles Neue begierig auf. Ein junger Hund lernt in jedem Moment, den er wach ist. Daher ist es aber auch besonders wichtig, dass Ihr Hovawart das richtige lernt und Sie sind dafür verantwortlich, ihn die richtigen Erfahrungen machen zu lassen.


Das neue Leben stellt hohe Erwartungen an
Ihren Hund. Er muss:
• Mit “seiner” neuen Familie zusammenleben. Vielleicht besteht sie nur aus Ihnen, eventuell gehören aber auch andere Erwachsene, Kinder und sogar andere Haustiere dazu.
• Mit anderen Menschen zurechtkommen. Es kann sich um Bekannte oder auch absolut fremde Menschen handeln, die völlig unterschiedlich auf Ihren kleinen Vierbeiner eingehen. Insbesondere in der (Groß-) Stadt begegnet ein Hund praktisch täglich den unterschiedlichsten Menschen, auf die er korrekt reagieren sollte.
• Angemessen mit anderen Tieren umgehen. Dabei ist es ganz egal, ob er auf andere Haustiere in Ihrem Zuhause trifft oder z. B. Enten oder Schwänen im Park begegnet. Auch Katzen, Wild und landwirtschaftliche Nutztiere dürfen nicht zum Jagdobjekt werden.
• Mit anderen Hunden auskommen. Den richtigen Umgang mit seinen Artgenossen muss der junge Hund erst noch lernen, zumal diese ja ganz anders aussehen und sich auch anders verhalten als seine Mama und die Geschwister.
• Sich an seine Umwelt gewöhnen. Es ist wichtig, dass Ihr Hovawart sich nicht vor Autos und dem Auto fahren, Treppen, Rolltreppen, Aufzügen, Straßenbahnen, Gewittern, schlagenden Türen, lauten Mitbewohnern, usw. fürchtet.
• Kommandos seiner Menschen verstehen und befolgen. Er muss auf seinen Namen hören und Aufforderungen wie “Komm”, “Sitz” oder “Platz” nachkommen und natürlich ordentlich an der Leine gehen.

 

Vieles von dem, was der kleine Hovawart in der nächsten Zeit lernen soll und muss, entspricht so gar nicht seiner Art. Er soll ruhig (evtl. über längere Zeit) zu Hause bleiben, stubenrein werden, nichts kaputt machen oder anknabbern und möglichst kaum mal bellen. Das ist schon ein enormes Programm für Ihren kleinen Liebling und er bedarf auf jeden Fall viel Unterstützung durch “seine” neuen Menschen.


Wie lernt der kleine Hovawart am besten?
Zur Verständigung mit Artgenossen verwenden Hunde alle Sinne und achten ganz besonders auf Körpersprache und den Gesichtsausdruck. Welpen sind perfekt darauf ausgerichtet, auch uns zu beobachten und sich an unserer Körpersprache zu orientieren. Der beste Weg, Ihrem Welpen eine Information zu geben, ist also Ihre Körpersprache und nicht etwa die Stimme - schon gar nicht lautes Schreien. Zeigen Sie Ihrem Hund also, was Sie wollen. Man sieht oft, wie Menschen regelrecht versuchen Konversation mit ihren Hunden zu machen und dabei ausufernd lange Sätze formulieren. Bitte probieren Sie das nicht, Hunde haben kein Sprachzentrum, ihnen fehlt also gänzlich das Verständnis für Sprache. Kein Mensch erwartet, dass sein Hund anfängt zu sprechen - umgekehrt soll er aber lange “Aufsätze” verstehen - das geht nicht. Auf Sprachkommandos kann Ihr Hund am ehesten reagieren, wenn Sie kurze, eindeutige Worte verwenden, keine Sätze, und immer genau dasselbe Wort für dieselbe Handlung benutzen. Zu Anfang ist das Lernpensum enorm groß, es ist also sinnvoll, möglichst früh damit anzufangen. Bitte achten Sie aber darauf, den Welpen nicht zu überfordern. Der kleine Kerl kann sich noch nicht so lange konzentrieren. Es ist besser, mehrmals täglich ein paar Minuten zu üben als einmal eine Stunde. Und wie bei uns Menschen auch: lernen soll Spaß machen und nicht in Arbeit ausarten.

 

Das Leben in der Familie
Natürlich ist Ihr kleiner Hovawart vom ersten Tag an ein Teil der Familie - seine natürlichen Verhaltensweisen erfordern es aber, dass er Ihnen nicht gleichberechtigt ist. Für ein harmonisches Zusammenleben müssen folgende Punkte für Ihren Hund an erster Stelle stehen:
• Mein Mensch ist für meinen Fortbestand und damit für mich das Wichtigste.
• Darum achte ich immer genau auf meine Menschen, auch außerhalb der Wohnung, wo es viele interessante Ablenkungen gibt.
• Körperpflegemaßnahmen sind wichtig und ich wehre mich nicht dagegen. Ich lasse mich überall gerne anfassen.
• Ich verletze meine Menschen nicht. Diese Dinge sind extrem wichtig aber keinesfalls automatisch vorhanden. Solche Verhaltensweisen entwickeln sich aufgrund der Erfahrungen, die Ihr Welpe gemeinsam mit Ihnen macht und sammelt. Sie müssen korrektes Verhalten lehren und mit ihm üben. Bitte überlassen Sie die soziale Entwicklung Ihres Hundes nicht dem Zufall.


Die Rangordnung
Die so genannte “Rangordnung” ist gemeinhin als der wichtigste Faktor anerkannt wenn es um das Zusammenleben unter Wölfen, Hunden oder auch Menschen mit Hunden geht. Grundlage ist die Annahme, dass ein geordnetes Zusammenleben in einer Gruppe darauf basiert, dass der jeweils Stärkere seine eigenen Ansprüche am besten durchsetzen kann. Autorität und Führungsposition sind somit Resultate körperlicher Überlegenheit. Früher war man der Meinung, dass Hundehalter ihren Tieren “deutlich” zu zeigen haben, wer der “Herr im Rudel” ist - dazu wurde sogar körperliche Gewalt angewendet. Jüngere wissenschaftliche Beobachtungen bei Wölfen zeigen aber deutlich, dass eine funktionierende Rangordnung nicht darauf beruht, dass stärkere Tiere die anderen gewaltsam dazu zwingen sich unterzuordnen. Vielmehr basiert ein erfolgreiches soziales Miteinander auf dem frühzeitigen Erlernen bestimmter Regeln, die dazu dienen, den Umgang miteinander für alle Mitglieder der Gruppe zu vereinfachen. Eine “Hausordnung” ist quasi der Schlüssel zum Erfolg. Sie regelt ein entspanntes Miteinander, vorausgesetzt alle Gruppenmitglieder kennen sie auch.


Unseren Hunden ist die Fähigkeit angeboren, sich die Regeln für ein verträgliches Miteinander einzuprägen. Bereits ab der 3. Lebenswoche beginnen sie damit die Welt zu erkunden und den richtigen Umgang miteinander zu lernen. Freilebende Wolfswelpen haben es da einfacher als Ihr kleiner Liebling - schließlich lernen sie alles Notwendige von ihren Artgenossen. Die Grundlagen für die Verständigung mit ihnen sind angeboren und die Kommunikation klappt von Beginn an. Bei der Beziehung Mensch - Hund ist das naturgegeben anders und so kommt es oft zu Missverständnissen. So erklärt sich auch, dass vielmehr Unfälle mit Bissverletzungen innerhalb der Familie oder mit bekannten Personen erfolgen als mit Fremden. Ihr Welpe und Sie müssen erst lernen, sich gegenseitig zu verstehen. Leider ist das den meisten Menschen nicht bewusst. Zum Glück haben Hunde in der langen Geschichte ihrer Domestikation eine wichtige Gabe erworben: sie achten ganz genau auf ihre Menschen. Auch Ihr kleiner Hovawart ist daher zunächst sehr gerne bereit, Sie und die Familie im Auge zu behalten und viel Neues zu lernen. Allerdings bleibt das nicht automatisch so. Sie sollten diese Neigung intensiv pflegen und fördern.

 

Regeln für das Zusammenleben
Machen Sie Ihrem Hund auf freundliche aber eindeutige Weise klar, wie wichtig sein Mensch (Sie!) für ihn ist. Gleich von Anfang an sollte ihm folgendes deutlich werden:
• Mein Mensch hat alles was ich zum Leben brauche (Futter, Wasser, Spielzeug, soziale Nähe).
• Ich bekomme diese Dinge nur, wenn ich mich angemessen verhalte. Sie finden das grausam? Ganz und gar nicht! Auch von seiner Mutter bekommt er nur Milch, wenn er sich angemessen verhält. Weil beiden die richtigen Verhaltensweisen angeboren sind, funktionieren sie wie von selbst - es bedarf nur wenig Übung. In der Beziehung Mensch - Hund ist das, wie bereits erwähnt, ganz anders. Es kommt oft zu Missverständnissen, Hund und Halter müssen eine Menge lernen.
Die nachstehenden Übungen dienen dazu, wichtige Spielregeln freundlich aber klar zu vermitteln.


Bindung
Es versteht sich von selbst das eine gute Bindung die beste Grundlage für ein harmonisches Miteinander ist. Und da “Liebe durch den Magen geht”, können Sie zur Bindung an Ihren Hund ganz gezielt das Futter einsetzen. Füttern Sie Ihren Hund also häufig aus der Hand - dafür eignen sich Trockenfutter oder Leckerlis am besten. Als Gegenleistung erwarten Sie nur eines von ihm: er sitzt ganz ruhig vor Ihnen, während er das Futter entgegennimmt (Sitz = Bitte).


Übung
Wenn Sie Ihren Welpen füttern wollen, behalten Sie die Schüssel zunächst in der Hand. Warten Sie, bis der kleine Hovawart brav vor Ihnen sitzt und geben Sie ihm die ersten Happen mit der Hand während er sitzt. Erst danach stellen Sie die Schüssel auf den Boden.


Übung
Schlendern Sie einige Schritte durch die Wohnung, während Sie dabei Futter in der Hand halten. Zwischendurch bleiben Sie immer wieder einmal stehen, warten, bis Ihr Welpe schön sitzt und geben Sie ihm dann einen Bissen.


Der Name
Es ist ganz klar, dass Ihr Hovawart möglichst bald auf seinen Namen hören soll. Das kann man sehr leicht trainieren, indem der Name jedes mal zuverlässig etwas Gutes für Ihren Kleinen ankündigt.


Übung
Sagen Sie den Namen
• und geben Sie sofort ein Futterstückchen
• immer mit vergnügter Stimme und einem freundlichem Gesicht
• wenn Ihr Welpe gerade sowieso zu Ihnen kommt
• wenn er Sie zufällig anschaut


Kommen
Sie sollten dafür sorgen, von Beginn an bereits im Haus verlässliche Grundlagen für später zu legen. Es ist wichtig, dass Ihr Hund auf Kommando kommt. Am besten benutzen Sie immer den selben Laut um Ihren jungen Hovawart zum Essen zu rufen. Auch eine Pfeife erweist hier einen guten Dienst, da sie immer genau gleich klingt.


Übung
Ihr Hund steht vor Ihnen und wartet auf sein Futter. Pfeifen Sie und stellen Sie danach sofort seinen Napf auf den Boden. Verfahren Sie auf diese Weise eine Woche lang immer gleich wenn Sie den Kleinen füttern. Legen Sie die Pfeife am besten in der Küche bereit, damit Sie sie zur Hand haben, wenn Sie sie benötigen. Nach einer Woche locken Sie Ihren Welpen mit der Pfeife in die Küche. Wenn er zu Ihnen kommt, geben Sie ihm sofort einen Bissen von seinem Futter. Die Übung können Sie auch anderswo machen oder nach Ihren Vorstellungen abändern - wichtig ist nur, dass er sofort einen Futterhappen bekommt, wenn Ihr Hund auf Kommando zu Ihnen kommt.


Übung
Pfeifen Sie draußen zunächst nur, wenn Sie sicher sind, dass Ihr Hund auch zu Ihnen kommt, z. B. wenn er gerade sowieso zu Ihnen hersieht. Geben Sie ihm gleich eine Belohnung, wenn er bei Ihnen ankommt. Zu Beginn sollte es wirklich eine tolle Belohnung sein, um den positiven Lerneffekt zu festigen. Allmählich können Sie die Anforderungen steigern - aber Vorsicht: pfeifen Sie nicht, wenn Ihr Hund sehr abgelenkt ist und wahrscheinlich nicht zu Ihnen kommt. Andernfalls prägt er sich ein: bei Pfiff nicht kommen! Übungen draußen sollten immer erst in Frage kommen, wenn sie zuhause bereits perfekt klappen.

 

Anfassen lassen
Im Gegensatz zu Menschen oder z. B. auch vielen Affenarten, ist der Hund eigentlich nicht darauf eingestellt, sich anfassen zu lassen. Viele erwachsene Hunde lehnen es generell ab, sich überall berühren zu lassen. Während man einen Welpen vielleicht noch zwingen kann, sich das gefallen zu lassen, geht das bei einem erwachsenen Hund oft nicht mehr, empfehlenswert ist es auf keinen Fall. Besser ist, den Hund schon sehr früh daran zu gewöhnen, dass seine Ohren kontrolliert, die Pfoten angefasst, ins Maul geschaut und z. B. auch Fieber gemessen wird (im Po). Am besten verbinden Sie diese Dinge mit einer positiven Erfahrung, z. B. einem Leckerchen - so lernt der Hund sehr schnell, das angefasst werden sich lohnen kann.


Berührungen
Es ist ganz leicht eine Lernübung vorzubereiten. Stellen Sie eine Schale mit kleinen Futterstückchen bereit. Während Sie mit der einen Hand die unterschiedlichsten Körperregionen Ihres Hundes berühren und sie betrachten, füttern Sie mit der anderen Hand Häppchen für Häppchen, solange Ihr Hund sich das alles ruhig gefallen lässt. Bitte überfordern Sie ihn dabei nicht - wird er unruhig, ist`s genug für heute. Für diese, wie alle anderen Übungen auch, gilt übrigens: zwingen Sie weder sich noch den Hund zu irgendwelchen Lernübungen. Das alles soll Ihnen beiden Spaß machen!


Übung
Damit Ihr Hund sich ins Maul gucken und fassen lässt, legen Sie eine Hand sanft auf seine Schnauze während Sie mit der anderen Hand ein Leckerchen vor seine Nase halten. Öffnet der Welpe das Maul, legen Sie das Leckerli auf seine Zunge. Im nächsten Schritt können Sie dann die Nase mit sanftem (!) Zwang festhalten und das Futterstückchen weiter hinten auf die Zunge legen. Sagen Sie außerdem jedes Mal, während das Maul geöffnet ist, freundlich dasselbe Kommando, z. B. “Auf”. Wiederholen Sie diese Übung immer wieder einmal - später wird Ihr Hund dann bereits beim Kommando “Auf” sein Maul öffnen und es bei Bedarf untersuchen lassen. Auch dann sollte er allerdings immer belohnt werden. Es ist wichtig, dass Ihr Hund lernt, dass eine menschliche Hand an der Schnauze immer (!) etwas angenehmes ist. Von einem Schnauzengriff als Zurechtweisung, wie er früher propagiert wurde, kann ich Ihnen daher nur abraten.


Beißhemmung
Unter dem Begriff Beißhemmung versteht man ein Verhalten, bei dem Hunde mit Ihren Zähnen vorsichtig umgehen und keine Verletzungen verursachen. Die Beißhemmung ist allerdings nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Den Grundstein legt bereits die Mutterhündin, die dem Welpen einen korrekten Umgang mit ihr und seinen Geschwistern beibringt - diese Lernphase sollten Sie im eigenen Interesse fortführen. Sollte Ihr Welpe also im Spiel seine Zähne einsetzen, zeigen Sie ihm deutlich, dass dies nicht gewollt ist. Schreien Sie laut auf, stehen Sie auf und beenden Sie vorübergehend das Spiel. Der Kleine muss lernen: an grobem Spiel hat mein Mensch kein Interesse. Bitte verhalten Sie sich genauso, wenn Ihr Welpe z. B. in Kleidungsstücke oder in Ihre Möbel beißt. Auf diese Weise lernt er, mit Menschen und ihren Dingen immer (!) vorsichtig zu sein. Tun Sie das nicht, wird er sich merken: Haut: Zähne dürfen nicht ran, Kleidungsstücke: da darf ich fester zubeißen. Achten Sie darauf, bei diesen Übungen nie Ihre Hand weg zu ziehen - das reizt zum Nachbeißen. Und Ihre Kinder sollten solche Übungen nur unter Aufsicht ausführen - sonst wird es schnell zum Jagdspiel und der Lerneffekt kehrt sich um.
Das Erlernen der Beißhemmung bedeutet nicht, dass Ihr Hovawart niemals in seinem Leben jemanden beißen wird. Es dient lediglich dazu, dass er seine Zähne vorsichtig einsetzt, wenn er mit Ihnen oder anderen Menschen zu tun hat. Bei handfesten Auseinandersetzungen, z. B. mit Artgenossen, kann es trotzdem zu echten Bissen kommen, zumal der Hovawart ja eher zu den selbstbewussten Rassen zählt und durchaus auch schon einmal einen Konflikt „deutlich“ zu klären bereit ist.


Hochspringen
Das Hochspringen von Hunden ist eine natürliche Gegebenheit. Junge Wölfe begrüßen ihre Mutter, indem sie versuchen ihre Mundwinkel zu erreichen und zu lecken. Das veranlasst die Wölfin, mitgebrachtes Futter heraus zu würgen. Aus diesem Verhalten entwickelt sich ein Begrüßungsritual, das zeitlebens angewendet wird. Auch Hunde zeigen dieses Verhalten als freundlich gemeinte Begrüßung. Wenn also Ihr Welpe versucht, Ihre Mundwinkel zu erreichen, nützt es nichts zu schimpfen - das veranlasst Ihren Hund nur noch mehr, Ihre Mundwinkel erreichen zu wollen um Sie zu beschwichtigen. Ohne es zu wollen, trainieren Sie Ihren Hund auf diese Weise, an Ihnen hoch zu springen.
Was tun?
Springt Ihr Hund an Ihnen hoch, bleiben Sie einfach stehen, ohne irgendeine Reaktion zu zeigen. Reden Sie nicht mit ihm und schauen Sie ihn nicht an. Sobald er sich dann irgendwann zufällig hinsetzt, loben Sie ihn und belohnen Sie sein Verhalten am besten mit einem Leckerchen. Sollte er wieder aufstehen und an Ihnen hochspringen, erstarren Sie wieder zur leblosen Salzsäule, bis er wieder sitzt. Dann darf auch wieder ausgiebig gelobt werden. Neben Ihnen sollten auch alle anderen Familienmitglieder und auch Besucher sich so verhalten - bereits nach kurzer Zeit hat Ihr Welpe dann verstanden, wie leicht Sie zu erziehen sind. Er hat Ihnen beigebracht, ihn zu belohnen, sobald er sich hinsetzt.


Alleinsein
Hunde sind soziale Lebewesen und brauchen zum Überleben Sozialpartner, entweder Hunde oder Menschen. Das gilt in besonderem Maß natürlich für Welpen: Ein Welpe, der im Alter von 8 bis 12 Wochen allein gelassen wird, könnte allein nicht überleben. Alleinsein ist also lebensbedrohlich und löst Angstgefühle aus, die sich bis zur Todesangst steigern können. Aus diesem Grund ist der Rat, den Welpen die ersten Nächte allein verbringen zu lassen, nicht empfehlenswert. Es trifft zwar zu, dass der Kleine irgendwann aufhört zu schreien, weil er jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben hat. Aber man kann sich leicht vorstellen, dass ein solches Angsterlebnis an keinem Lebewesen vorübergeht, ohne Spuren zu hinterlassen. Es könnte der erste Schritt zu einer erst später im Leben auftretenden Trennungsangst sein. Alleinbleiben muss in den folgenden Wochen erst langsam gelernt werden. Zu Beginn ist es erforderlich, dem jungen Lebewesen zunächst einmal das Gefühl zu geben, dass es gut aufgehoben ist. Dazu gehört die Erfahrung, dass Schutz, ganz besonders nachts im Dunkeln, in erreichbarer Nähe ist. Am besten richtet man eine Schlafstelle her, die sich dicht neben dem eigenen Bett befindet und die man mit dem Geruch der Mutter ausgestattet hat. Das geht, wenn man den Züchter bittet, ein Handtuch in die Wurfkiste zu legen, das man dann bei der Übernahme des Welpen mitnimmt. Mit diesem Handtuch in seinem Nest und Mutters Duft in der Nase schläft der Welpe dann beruhigt ein – und gewöhnt sich gleichzeitig an den Geruch seiner neuen Familie. Nach ein paar Tagen kann dann das alte Handtuch ohne weiteres entfernt werden. Hunde müssen aber nun einmal ab und zu allein daheim bleiben. Lassen Sie daher Ihren Welpen schon von Anfang an für kurze Momente allein, am besten wenn er satt und müde ist oder an einem tollen Kauspielzeug knabbert. Verlassen Sie einfach ganz selbstverständlich das Zimmer, gehen Sie kurz ins Bad und schließen Sie die Tür. Dehnen Sie die Zeit nach und nach langsam aus. Auch der Müll muss weggebracht werden. Verabschieden Sie sich nicht großartig, und vermeiden Sie auch eine intensive Begrüßung beim Wiederkommen. Beides macht Ihr „Wegsein“ für den Welpen nur auffälliger. Falls er an der Tür jammert, wenn Sie zurückkommen, war er überfordert. Verlangen sie also beim nächsten Mal weniger und halten sie den Zeitraum der Trennung kürzer. Sorgen sie außerdem dafür, dass er wirklich satt und müde oder mit etwas Interessantem beschäftigt ist. Reagieren Sie bitte auf sein Jammern weder mit Trösten noch mit Schimpfen: Beides bessert das Verhalten nicht, sondern führt auf Dauer zu einer Verschlechterung. Es wäre auch nützlich, wenn Sie die Tür erst öffnen, wenn dahinter Ruhe herrscht, sonst lernt er, dass das Geschrei Sie herbeigerufen hat.
Lernerfolg: Schreien hilft – mehr Schreien hilft mehr…


Stubenreinheit
Schon in der ersten Nacht kann man den Grundstein dafür legen, dass der neue Hausgenosse schnell stubenrein wird. Sie können entweder warten, bis der Kleine unruhig wird oder sich aber den Wecker stellen und nach etwa drei Stunden Schlaf den Welpen wecken. Gehen Sie kurz mit ihm hinaus, damit er sein Geschäftchen machen kann. Dafür wird er ruhig gelobt. Gehen Sie ohne viel Aufheben wieder schlafen. Das Ganze wird nach drei oder vier Stunden wiederholt. Missgeschicke sollten möglichst vermieden werden. Jedes Mal, wenn ein Geschäftchen an der falschen Stelle gemacht wird, hat der Welpe sozusagen die Gelegenheit gehabt, ein nicht erwünschtes Verhalten zu üben und ist sogar dafür belohnt worden: Er hat sich hier an dieser Stelle erleichtern können – ein angenehmes Gefühl.
Wer nun daraus schließt, dass eine Strafe in diesem Augenblick dem Erlernen der Stubenreinheit dienen würde, täuscht sich leider. Durch Schimpfen, Mit-der Nase reinstupsen, Mit-einer-Zeitung-schlagen oder gar Am-Nackenfell-schütteln lernt der Welpe vor allem eins: Lass dich nicht dabei von Herrchen oder Frauchen erwischen, die werden da manchmal so unangenehm. Der Welpe versucht dann, sein Geschäft unbeobachtet und heimlich zu erledigen. Das erschwert das weitere Training.

 

Wie geht es am besten?
Beobachten Sie Ihren neuen Hausgenossen gut. Meist zeigen Welpen durch suchendes Herumwandern, dass sie eine Stelle suchen, die sich für ihr Vorhaben eignet. Nehmen Sie den Kleinen dann schnell und sanft hoch und tragen Sie ihn dahin, wo er sich lösen soll. Bleiben Sie bei ihm, bis er fertig ist, und loben Sie ihn dann für sein Verhalten. Wenn Sie jedes Mal, während er sich löst, ein bestimmtes Wort sagen, erfolgt eine Verbindung zwischen diesem Wort und dem gezeigten Verhalten. Wenn man das regelmäßig macht, dann wird später – nach vielen Wiederholungen – dieses Wort das gewünschte Verhalten zuverlässig auslösen. Geben Sie Ihrem Welpen zunächst häufig die Gelegenheit, sich zu lösen – nach dem Spielen, nach dem Fressen und nach einem Nickerchen. Sie können das tagsüber auch von vornherein stündlich tun.
Übrigens: morgens bleibt erfahrungsgemäß keine Zeit für Sie um vorher zu duschen oder zu frühstücken – solange kann ein Welpe noch nicht warten.


Grundsätzliches

• Welpen werden schon früh auf den Untergrund geprägt, auf dem sie sich lösen. Es kann also sein, dass ein Welpe zunächst Schwierigkeiten hat, den Untergrund zu akzeptieren, der ihm in Ihrer Umgebung zur Verfügung steht, weil beim Züchter etwas anderes angeboten wurde.
• Welpen können Blase und Schließmuskel nicht von Anfang an zuverlässig kontrollieren.
• Welpen brauchen einen ruhigen, ungestörten Platz. Zuviele Umweltreize, ob angenehm oder beunruhigend, lenken in diesem Augenblick von der eigentlichen Aufgabe ab und sind daher ungünstig. Bei manchen Hunden gilt das auch für schlechtes Wetter oder Kälte.
• Wenn Sie Ihren Welpen nicht dauernd im Auge behalten können, dann sollten Sie auf andere Art dafür sorgen, dass er keine Fehler machen kann. So könnte man ihn z.B. daran gewöhnen, sich in Ruhezeiten gern in einem Laufstall oder einem Transportkorb aufzuhalten (Welpen sollten grundsätzlich einen Platz haben, an dem sie ungestört ruhen können).
• Haben Sie Geduld mit Ihrem Welpen. Glauben Sie bitte nicht, er mache irgendetwas falsch, um Sie zu ärgern. Alles muss geübt werden und braucht einfach seine Zeit, auch das Erlernen der Stubenreinheit.


Der Umgang mit Anderen
Damit ein Hund entspannt mit seiner ganzen Umwelt umgehen kann, muss er rechtzeitig gute Erfahrungen mit dieser Umwelt machen. Bei der Gewöhnung an Umweltreize wie Straßenbahn, Auto, Stadtlärm und Staubsauger, laute Geräusche und Müllabfuhr spricht man von Habituation. Als Sozialisation bezeichnet man, wenn sich dieser Lernvorgang auf Lebewesen bezieht wie rennende und kreischende Kinder, große und kleine Menschen der unterschiedlichsten Hautfarbe, verschieden aussehende Hunde in allen Größen und Farben sowie andere Tiere. Ein Welpe lernt dann, sich richtig zu verhalten, wenn er die richtigen Erfahrungen macht. Der korrekte Umgang mit fremden Menschen, anderen Hunden und anderen Tieren wird durch den richtigen Umgang mit fremden Menschen, anderen Hunden und anderen Tieren erlernt. Das hört sich lächerlich an, oder? Genaugenommen ist es das aber nicht. Wichtig: Es gibt keinen „Welpenschutz“. Im Umgang mit anderen Hunden ist ein Welpe nur dann geschützt, wenn er die richtigen Verhaltensweisen zeigt. Das gilt aber nur, wenn der andere Hund gut sozialisiert ist. Grundsätzlich ist also nicht irgendein Hundekontakt wichtig, sondern Kontakt mit sozial kompetenten Hunden, die keine Angst machen, sondern zeigen, wie es richtig geht. Ein Welpe soll nicht irgendwelche Menschen kennen lernen, sondern solche, an denen er erfährt, dass Menschen nicht gefährlich sind und Angst machen, sondern dass man ihnen vertrauen kann. Suchen Sie also Kontaktmöglichkeiten für Ihren Hund, in denen die Voraussetzungen für die wünschenswerten Erfahrungen gut sind. Bei Menschen empfiehlt es sich, möglichst viele angenehme Kontakte herzustellen. Auch hier kann gut über Futter gearbeitet werden. Dazu kann man entweder den eigenen Welpen in der Anwesenheit von fremden Menschen selbst aus der Hand füttern, oder ihn von diesen Menschen füttern lassen. Diese Vorgehensweise widerstrebt aus verschiedenen Gründen vielen Menschen. Es ist aber nicht schwer, einem Hund dann später beizubringen, dass er Futter nur mit Erlaubnis annehmen darf. Zuerst ist wichtig, dass ein Hund lernt: Die Annäherung unbekannter Menschen ist nicht gefährlich, sondern sogar angenehm. Am besten wird das Nötige – insbesondere der Umgang mit anderen Hunden – in einer guten Welpengruppe unter sachkundiger Anleitung gelernt und geübt.

 

Woran erkennt man eine gute Welpengruppe?
• Ein Trainer ist für höchstens 6 Welpen zuständig.
• Die Welpen sind nicht älter als 16 Wochen.
• In einer Welpengruppe spielen die Welpen unter Aufsicht miteinander.
• Sie lernen den Umgang mit Artgenossen, sie lernen die belebte und unbelebte Umwelt in angenehmer Weise und ohne Stress kennen.
• Mobbing wird nicht zugelassen, da die betroffenen Welpen durch eine solche Erfahrung nichts Gutes lernen: der „Gemobbte“ wird verunsichert, der „Mobber“ übt unerwünschtes Verhalten. Wenn ein Welpe durch einen oder mehrere andere bedrängt und / oder gejagt wird, werden die Tiere getrennt. Dazu wird der „Mobber“ aufgehoben und ruhig – ohne Bestrafung – weggesetzt.
• Herrchen und Frauchen lernen, wie sie ihren kleinen Hund am besten an Treppen, den Bus, den Tierarztbesuch, an fremde, ungewöhnlich aussehende Menschen und vieles mehr gewöhnen können. Handgreifliche Bestrafungen wie z.B. Schütteln am Nackenfell, auf den Rücken werfen (Alpharolle), Leinenruck und Ähnliches werden weder empfohlen noch angewendet.
• Es werden weder Welpen noch Hundebesitzer angeschrien.
• Fachwissen wird nicht nur in mündlicher, sondern auch in schriftlicher Form an die Teilnehmer weiter gegeben.